Schwarze Segel über der Mecklenburgischen Seenplatte

Es fing damit an, dass ein Visionär sein altes Leben ablegte, um sich künftig als Pirat zu verdingen. Fortan nannte er sich Käpten Kahl "Huntmaster" Bahtlos. Im Sommer 2011 beauftragte er die traditionsreiche Werft von Reeder André Neumann in Diemitzer Schleuse mit dem Bau seines Piratenschiffs. Den Entwurf hatte der Käpten zuvor selbst erdacht und anschließend beim Patentamt schützen lassen.

Herbst 2011: In der Werft liegen die Elemente, aus denen die tragende Plattform des Piratenschiffs entstehen wird.

Es sind lange Metallteile und schwarze Tonnen zu sehen. Dabei handelt es sich um Stahlprofile sowie um vorgefertigte Schwimmelemente. Letztere bestehen aus Kunststoff, sind nahezu unverwüstlich und werden dem Piratenschiff den nötigen Auftrieb geben. Diese Schwimmelemente lassen sich in beliebiger Länge aneinanderreihen, je nachdem wie lang die gewünschte Plattform sein soll.

Die beiden Schwimmkörper des Piratenschiffs - das technisch gesehen ein Katamaran ist - werden aus jeweils fünf Einzelelementen bestehen. Die beiden Elemente am Bug sind abgerundet - wie auf dem Foto zu erkennen - so dass der Wasserwiderstand beim Fahren geringer ist.


Herbst 2011: Die Schwimmer sind in den verschweißten Rahmen eingepasst.

Nun ist das Prinzip der Schwimmelemente erkennbar. Das montierte Gestell lässt sich zweifelsfrei als Katamaran identifizieren. Auf den Stahlverstrebungen wird das hölzerne Deck montiert. Alle weiteren Aufbauten, wie beispielsweise das Achterkastell, entstehen auch aus Holz.

Man sieht auf dem Bild neben dem Katamaranunterbau einiges von dem hölzernen Baumaterial liegen. Die Seiten werden dann ebenfalls noch mit Holz verkleidet, so dass von der Unterkonstruktion schließlich nichts mehr zu sehen sein wird.


Winter 2012: Vom Rahmen und den Schwimmern ist nichts mehr zu sehen. Das Boot liegt bereits im Wasser.

Der Bug ist zu erkennen und eine hölzerne, äußerst stabil wirkende Plattform. Wohl kaum jemand würde jetzt noch vermuten, dass sich unter den Brettern ein Katamaran aus Metall und Kunststoff verbirgt. 



An den Vierkanthölzern werden die weiteren Aufbauten, die Bugverkleidung und die Kajüte befestigt. Das Boot liegt teilweise auf Grund, daher befindet es sich auf dem Foto etwas höher über der Wasserlinie, als es später auf See der Fall sein wird.



Winter 2012: Die seitlichen Wände sowie die Bänke in der Kajüte sind fertig.

Das Gefährt sieht jetzt tatsächlich wie ein Schiff aus. An den merkwürdigen Streben, die beim letzten Mal noch zu sehen waren, sind jetzt Bugplanken und Kajüte befestigt. Allerdings fehlt noch das Dach. Drinnen in der Kajüte befinden sich aber schon zwei Bänke. Sie dienen später nicht nur als Sitzgelegenheiten, sondern auch als Kojen.

Die abgerundeten Fenster geben der Kajüte die typische Piratenschiff-Optik. Die Öffnungen mittschiffs in der Bordwand dienen dem Ein- und Ausstieg. Klampen und Öffnungen für die Festmacherleinen sind auch schon vorhanden. Die Brücke, von der das Schiff später gesteuert wird, befindet sich im hinteren Teil. 


Winter 2012: Es schwimmt nicht nur, es fährt auch!

Die erste Testfahrt verlief tadellos. Der kleine Außenborder schiebt das Piratenschiff ganz gemächlich über das Wasser. Trotz des schwachbrüstigen Motors, der mit nur fünf PS tuckert, kommt das Boot gut voran. Zudem ist das Gefährt überraschend wendig und lässt sich gut manövrieren.

Nicht nur Motor, Steueranlage und Tank sind installiert, auch das Kajütendach ist hinzugekommen.
Mit wenigen Handgriffen lassen sich die zwei Bänke in der Kajüte in eine großzügige Liegefläche verwandeln.
Am Bug verstärkt ein dreieckiges Stück Holz den Eindruck, dass es sich um einen richtigen Schiffsrumpf handelt.


2. März 2012: Das Schiff ist gestrichen und hat einen Mast.

Mit dem dunkelbraunen Anstrich hat das Piratenschiff ein angemessenes Erscheinungsbild bekommen. Der Mast hat eine ganz besondere Vergangenheit.

Das war nämlich so: Einer der Bootsbauer, die das Schiff bauten, schreckte in einer stürmischen Nacht plötzlich auf. Irgendetwas - eine innere Unruhe - trieb in hinaus in den peitschenden Regen. Er kämpfte sich durch das Unwetter zum Ufer des nahen Sees. Da entdeckte er hoch oben in einem riesigen Baum einen mächtigen Ast, der sich über das brodelnde Wasser reckte, als strebte er mit aller Macht hinaus auf See. Der Ast, den der Bootsbauer erblickte, war nicht normal gewachsen. Vielmehr bestand er aus zwei Ästen, die miteinander verflochten waren. Ein kleinerer Ast wuchs aus dem Hauptast heraus, umschlang ihn, wuchs durch ihn hindurch und wieder heraus. Der Bootsbauer war wie gebannt von diesem Ast, stieg noch während des Sturms ungeachtet aller Gefahren in den schwankenden Baumriesen hinauf und kappte den Ast, um ihn als Mast für das Piratenschiff zu verwenden.


19. Mai 2012: Die Schiffstaufe.

Die Bootsbauer überließen dem Käpten eine Holzstange als Rah, an der er ein selbst genähtes schwarzes Stoffstück befestigte und als Segel bezeichnete. Stundenlanges Nähen und anschließendes Knoten der Takelage führten zu einem passablen Ergebnis: Das Schiff hat ein Segel. Ein schwarzes Segel, das unmissverständlich klar macht: Hier sind Piraten unterwegs! Und wie bei einem echten Segelschiff hat der Käpten Rah und Segel so gebaut, dass eine Drehbewegung (brassen) und eine senkrechte Bewegung (auftoppen) möglich ist. Das Segel  kann auch je nach Wetterlage als schützendes Sonnensegel dienen.
Nach der Überführung zum Heimathafen feierte der Käpten mit seiner Crew und allerlei Gesindel und Halsabschneidern die Taufe. Mit den Worten "Allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!" gab er seinem Schiff den Namen "Alestorm".



6. September 2013: Mit neuem Mast, Klüverbaum und Klüver startet die "Alestorm" in den Spätsommer.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 



23. Juni 2014: Hintere Reling versetzt und verziert, "Heckruder" als Motortarnung angebaut und Rückwand teilweise fertig.




23. August 2014: Kanone fertig zum Einsatz.





3. Oktober 2014: Mit Klüver-Fangnetz und Blinde.





3. Oktober 2014: Der Käpten kann sogar gegen den Wind segeln!